Abwasser – nicht nur ein Industrieprodukt

Mit dem Industriezeitalter hat der Mensch entscheidend in den Haushalt des Wassers eingegriffen. Das entstandene Problem war die Störung des ökologischen Gleichgewichts, da der Fokus auf wirtschaftliche Interessen gerichtet war und dem Schutz der Natur übergeordnet. Verbunden mit der einhergehenden Siedlungsdichte und den bedenkenlosen Umgang mit schädlichen Stoffen reichten irgendwann die natürlichen Reinigungskräfte der Natur nicht mehr aus.
Schmutzwasser entsteht aber nicht nur aus Produktion und Gewerbe.
Abwasser ist im Wesentlichen auch ein Produkt der privaten Haushalte.
Hinzu kommt ablaufendes Regenwasser von bebauten Flächen (Dächern, Straßen usw.) das in die Kanalisation gelangt. In der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts setzte ein Umdenken ein. Der Mensch erkannte das die Zerstörung der Gewässer, auf Dauer sich und die Zivilisation in Gefahr bringt. Somit begann der Bau von Kanalisationsnetzen und der Bau von Kläranlagen.
Mittlerweile ist der Gewässerschutz zur größten Herausforderung und Aufgabe geworden.
Seit dem nimmt die Qualität unserer Flüsse stetig zu.

In privaten Haushalten wird pro Person im Schnitt fast 130 Liter Wasser verbraucht. Darunter fallen neben WC und Körperpflege, auch Waschen und Spülen, sowie Wasser u.a. für die Speisezubereitung. Fasst die gesamte Menge dieses Wassers gelangt somit natürlich in die Kanalisation. Fasst man die komplett anfallende Menge Abwasser aus Industrie und Privathaushalten bundesweit zusammen, fallen täglich ungefähr 12 Mio. Kubikmeter, plus noch einmal die selbe Menge Regenwasser an und müssen von Klärwerken gereinigt werden. Hochgerechnet auf ein 1 Jahr könnte man mit dieser Wassermenge den Chiemsee 5x füllen.
Gesetzliche Vorschriften regeln behördliche Kontrollen der Abwasserbehandlung in den Kommunen und der Industrie

Die Firmen die gefährliche Abwasserinhalte
entstehen lassen, müssen diese vor der Einleitung
in die Abwasserkanalisation zurück halten.

Besser wäre natürlich, diese gar nicht erst
entstehen zu lassen oder selbst wieder zu verwerten!

Der Weg zur Kläranlage

Nachdem mehrere Jahrhunderte lang das Abwasser im Boden versickerte oder in ein Gewässer geleitet wurde und man sich auf den natürlichen Selbstheilungsprozess der Natur verlassen hatte, ist es mittlerweile für den Großteil in Deutschland völlig normal geworden, das es jetzt fast komplett in der Kanalisation eingespeist wird. Immerhin sind doch ca. 92 % unserer Landesbevölkerung an einem öffentlichen Kanalnetz angeschlossen. Einem System das aus Rohren und Schächten besteht und sich unterirdisch mit zunehmender Querschnittgröße seinen Weg in einem Hauptkanal zur Kläranlage sucht.

Das anfallende Abwasser kann auf 2 verschiedene Arten gesammelt werden. Zum einen gibt es das Mischsystem, bei dem Regen- und Schmutzwasser in einem Kanal fließen. Staubecken oder andere Entlastungsbauwerke halten das Abwasser zurück und sorgen bei starkem Regen dafür, dass das Klärwerk nicht überlastet wird. Bei Ende des Regens werden diese Stauräume entleert und ebenfalls in der Kläranlage biologisch gereinigt. Nur der Anteil, der das Volumen der Rückhaltemöglichkeit übersteigt, wird am Regenüberlauf in ein Gewässer eingeleitet, allerdings als stark verdünntes Mischwasser.
Das 2. Verfahren neben dem Mischsystem ist das Trennsystem. Wie der Name es bereits verrät, wird hier das Regenwasser getrennt vom Schmutzwasser in einen separaten Kanal geleitet. Mit eingeschwemmte Bestandteile, wie Blätter oder anderer Schmutz wird in einem Absetzbecken entfernt. Sämtliche andere Schmutzwasser oder gefährliche giftige Flüssigkeiten dürfen nicht über evtl. Hofabläufe oder Straßengullys in die Regenkanäle gelangen.
Das bei der enormen Belastung hohe Anforderungen an die Kanalisation gestellt werden, steht wohl außer Frage. Die Rohrleitungen müssen einiges aushalten und dennoch kann das System auch irgendwann überstrapaziert sein. Ausnahmen bestätigen, trotz hoher Sorgfalt, eben auch manchmal die Regel. Damit das so selten wie möglich geschieht, sind ständige Kontrollen nötig. So können auch Folgeschäden oft frühzeitig erkannt oder vermieden werden.

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